Gesprächskreise gibt es schon lange
Seit mindestens 35.000 Jahren treffen sich Menschen sitzend im Kreis. Meist um ein Lagerfeuer herum erzählen sie sich Geschichten, teilen miteinander Erfahrungswissen, organisieren sich für gemeinsame Vorhaben oder klären Irritationen und Konflikte. In einem solchen Gesprächskreis wird jede anwesende Person gesehen und jeder anwesenden Person zugehört. Das Sprechen, Zuhören und Schweigen im Kreis bewirkt ein soziales Miteinander, das Menschen zueinander führt und beisammen hält.

Jede Person wird gesehen/gehört
In einer kreisförmige Sitzordnung wird keine anwesende Person hervorgehoben. Jeder Perion ist verantwortlich für das, was getan/zugelassen wird. Wer schon einmal in einer Gemeinschaft um ein Feuer gesessen hat, der hat erlebt, dass sich manche Dinge leichter zum Feure in der Kreismitte hin sprechen lassen als direkt an eine Person gewandt. Jedes Gespräch wird zu einem achtsamen Miteinander mit einer grundlegenden Haltung der offenheit gegenüber dem, was sich zeigt. Zu dieser Haltung gehöhren das absichtsvolle Sprechen ohne Bewertungen und Belehrungen und das bewusste einander Zuhören ohne sofort darauf etwas zu erwiedern. Alles passiert in geduldiger Ruhe, im Schweigen.

Ablauf heutiger Kreisgespräche
Das Sprechen/Zuhören im Kreis ist bis heute in vielen Kulturen zu finden. Der Kreis ist auch eine Grundform in der Arbeit mit (größeren) Gruppen, beispielsweise im Art of Hosting. Dabei werden verschiedene Formen von Kreisgesprächen vollzogen. Bekanntheit haben z. B. The Way of Council, Peacemaking Circles, Restorative Circles, Community Building, Manitonquat Circle Way Leadership oder Thinking Circle und Thinking Environment. Diese Kreisgespräche orientieren sich letztlich primär an ein frei gewähltes Gesprächsthema, an dem jede Person ihren Anteil bekommt.

Das etwas andere Kreisgespräch
Ein Dialog ist eine Form des Kreisgespräches, das auf die Beobachtung ausgelöster eigener innerer Impulse (Gedanken, Gefühle, Körperregungen, Umweltwahrnehmungen)  konzentriert ist. Daher ist Dialog etwas vollkommen anderes, als eine Methode mit formalisierten Tätigkeiten, die man einüben und standardisiert ausführen kann. Dialog hingegen ist immer ein unwiederholbares, unwiederbringliches Geschehen und Geschehenlassen.

Traditonelles Vorgehen
Die meisten Formen von Kreisgesprächen sind weitaus mehr eine Methode als der Dialog es sein kann. Zumeist orientieren sich die Anbieter an folgendem grundlegenden Ablauf:

Der check-in
Zum „Hineindrehen“ erfolgt ein check-in, damit jede Person aus der alltäglichen Routine heraustreten und in den Gesprächskreis eintreten kann. Dadurch wird die innere Verbindung untereinander und zur Mitte des Kreises gefördert. Jede Person teilt etwas von sich mit, wird gesehen und gehört. Kennen sich die Teilnehmenden untereinander bislang kaum, ist es erfahrungsgemäß sinnvoll, wenn jede Person erst einmal den eigenen Namen ausspricht, EINE Info über sich mitteilt und dann eine persönliche Antwort auf die check-in-Frage gibt. Durch die Übergabe eines Redeobjekts (oft ein Stock oder ein Stein) wird jeweils die Sprecherlaubnis an eine bestimmte Person erteilt.

Die Gesprächsrunde
Ein Kreisgespräch verfolgt oftmals eine vorher festgelegte Absicht, zumeist als Intention des Kreises bezeichnet. Mit einer bewusst gewählten Eingangsfrage wurden die Teilnehmenden im check-in zur Absicht des Treffens hingeführt. In der folgenden themenorientierten Gesprächsrunde wird allen Stimmen achtsam zugehört. Hier kann die Kommunikation mit oder ohne Redeobjekt erfolgen. Ohne Redeobjekt verläuft der Gespärchsprozess oft schneller und weniger strukturiert.

Der check-out
Am Ende eines Treffens bekommen alle anwesenden Personen die Möglichkeit mitzuteilen, was sie während und durch den Kommunikaitonsprozess erlebt haben. Diese letzte Runde beendet das Treffen formell und erfordert noch einmal intensive Aufmerksamkeit füreinander. Benötigt wird eine kraftvolle Abschlussfrage, z. B.: Was ist jetzt anders, als es vor dem Treffen gewesen war?

Gruppengröße
Ein Kreisgespräch kann punktuell in Workshops und Tagungen eingebunden werden. Ebenso lässt es sich als Meeting-Form in den persönlichen Alltag integrieren. Die Gruppengröße sollt den Bereich von 6 bis  20 Personen nicht verlassen.

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